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Krokodiljagd in Graubünden
Von Joachim Seyferth
Das nahezu 400 Kilometer umfassende Meterspurnetz der Rhätischen Bahn im schweizerischen Kanton Graubünden stellt die Hauptverkehrsadern in dieser Region dar und wurde in den letzten Jahrzehnten grundlegend modernisiert und auch touristisch vermarktet (Glacier-Express etc.). Das Stammnetz mit den Linien Chur – Disentis/Muster, Chur – St. Moritz, Landquart – Davos – Filisur und St. Moritz – Scuol Tarasp wurde dabei bis kurz über die Jahrtausendwende hinaus (mit abnehmender Tendenz seit Anfang der 1980er-Jahre) noch von den erstmals 1921 in Dienst gestellten „Rhätischen Krokodilen“ befahren. Diese 66 Tonnen schweren und 13,3 Meter langen sechsachsigen Elektrolokomotiven mit der Typenbezeichnung Ge 6/6 I erinnern mit ihren beweglichen Vorbauten über den beiden Drehgestellen sehr stark an die bekannten normalspurigen „Schweizer Krokodile“, weisen aber statt einer grünen eine braune Farbgebung auf.
Die ersten sechs Maschinen der Reihe Ge 6/6 I wurden erfolgreich auf dem Stammnetz eingesetzt; bis 1929 erhöhte sich der Bestand auf insgesamt 15 Stück mit den Ordnungsnummern 401 – 415. Diese Lokomotiven bildeten lange Zeit das Rückgrat der Zugförderung sowohl bei Reise- als auch bei Güterzügen auf den genannten Strecken. Wegen des hohen Anteils von Bedarfs- und Sonderzügen – insbesondere in den Wintermonaten – konnte die Rhätische Bahn noch lange nicht auf diese bewährte Lokgattung verzichten, obwohl die Maschinen mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von 55 km/h ab den 1980er-Jahren nicht mehr optimal in das modernisierte und beschleunigte Betriebskonzept passten.
Von den einst fünfzehn „Rhätischen Krokodilen“ sind aktuell noch sechs Fahrzeuge vorhanden, zwei davon (Nr. 414 und 415) sind noch immer bei der RhB als betriebsfähige Lokomotiven insbesondere für Sonderzüge im Einsatz. Neun Lokomotiven wurden bisher verschrottet: Nr. 401 nach einem Unfall im Jahre 1975, sechs weitere folgten nach der Ablieferung der zweiten Serie der Ge 4/4 II im Jahr 1984. Als vorerst letzte Maschinen wurden 413 und 412 in den Jahren 1996 und 2008 nach Getriebeschäden als Ersatzteilspender ausgeschlachtet und anschliessend verschrottet. Die Ge 6/6 I 411 steht heute im Deutschen Museum in München und die mit einem Fahrsimulator ausgestattete Ge 6/6 I 407 ist vor dem Bahnmuseum Albula in Bergün aufgestellt. Desweiteren sind die Nr. 402 (Verkehrshaus der Schweiz in Luzern) sowie 406 (Privatsammler in Battenberg/Eder) museal erhalten geblieben.
Die zwanzig folgenden Fotos zeigen das „Rhätische Krokodil“ zur letzten Hoch-Zeit dieser Maschinen in den 1980er-Jahren auf der bekannten Albulalinie zwischen Thusis und Preda sowie in Landquart und Davos. Herausragend bei diesen Einsätzen waren vor allem die heute nur noch in Einzelfällen verkehrenden Güterzüge mit Personenbeförderung (GmP) sowie die so genannten „Schlittelzüge“ zwischen Bergün und Preda, die auf diesem Abschnitt zur schneereichen Jahreszeit wegen der gesperrten und für Wintersportler freigegebenen Passstraße pendelten.
Ge 6-6 I 408 mit Zug 5142 auf dem Schmittentobel-Viadukt zwischen Filisur und Alvaneu, 30.7.1980
Ge 6-6 I 415 (heute museal und betriebsfähig erhalten) mit Zug 4532 im Bahnhof Preda, 18.9.1986
Ge 6-6 I 412 mit Schlittelzug zwischen Preda und Bergün, 9.1.1981
Ge 6-6 I 412 mit Schlittelzug in Bergün, 9.1.1981
Eigentumsschild der Ge 6-6 I 412, 9.1.1981
Ge 6-6 I mit Zug 4134 im Bahnhof Stugl-Stuls, 7.1.1981
Ge 6-6 I 410 mit Zug 224 im Bahnhof Filisur, 9.1.1981
Ge 6-6 I 404 mit Zug 4133 am Südportal des Stulsertobel-Tunnel I, 7.1.1981
Ge 6-6 I 411 mit Zug 4547 in Bergün unterhalb Latsch (Drehort des ersten Heidi-Films), 15.9.1986
Ge 6-6 I 405 bei einer Rangierfahrt im Bahnhof Davos, 30.8.1980
Ge 6-6 I 415 (heute museal und betriebsfähig erhalten) mit Zug 4532 im Bahnhof Thusis, 18.9.1986
Reparaturarbeiten an einer Ge 6-6 I im Depot Landquart, 28.8.1984
Ge 6-6 I mit Zug 128 auf dem Landwasser-Viadukt zwischen Filisur und Alvaneu, 10.1.1981
Ge 6-6 I 413 mit Zug 4547 auf dem Landwasser-Viadukt zwischen Filisur und Alvaneu, 16.9.1986
Ge 6-6 I 412 beim Rangieren im Bahnhof Filisur, 13.2.1987
Ge 6-6 I 412 mit Zug 4532 im Bahnhof Surava, 13.2.1987
Ge 6-6 I 405 mit Zug 38 bei der Ausfahrt im Bahnhof Davos, 30.8.1980
Ge 6-6 I 411 mit Zug 4532 im Bahnhof Stugl-Stuls, 16.9.1986
Ge 6-6 I 403 mit Zug 4133 im Bahnhof Preda, 8.1.1981
Ge 6-6 I 411 mit Zug 4134 im Bahnhof Bergün, 24.3.1980
Link zur Seite der Rhätischen Bahn und „Krokodil“-Sonderfahrten:
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